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Copyright Detlev Bölter


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Reinigung



So gut wie jede alte Rechen-Lady muss innen gereinigt werden, es haben sich Wollmäuse eingefunden, das Öl ist verharzt, der Rost hat zugeschlagen. Außer der Sprossentrommel reinige ich immer alle Teile gründlich (wenn die Einstellhebel leicht laufen, dann sollte man die Trommel möglichst in Ruhe lassen). Rechnen Sie für das Zerlegen, Reinigen und der Zusammenbau, grob geschätzt, etwa 20 Stunden; je nachdem, ob Sie die Zählwerke und die Trommel zerlegen oder nicht, kann diese Zeit schwanken. Einige meiner wertvollen Maschinen, wie die "Ur"-Melitta, die "Schuster"-Brunsviga, die "Gauß", aber auch die "Rema 1" habe ich nicht nur komplett gereinigt, sondern alle Teile auch poliert - einfach weil es mir Spaß machte und ich den Anblick genieße. So weit zu gehen ist natürlich Geschmacksache.

Beim Zerlegen kommen alle Teile in Sortierkästen, jeweils mit den dazugehörigen Schrauben, manchmal mit einem Notizzettel. Sind Sie Anfänger und noch unsicher, können Fotos sehr hilfreich sein. Sortieren und beschriften Sie so, dass Sie die Teile beim Zusammenbau wieder an ursprünglichen Platz einfügen können! Das ist vielleicht bei Serien von Spiralfedern nicht so wichtig, jedoch bei allen Teilen, die mit Reibung aneinander gearbeitet haben. Sie haben sich aufeinander eingeschliffen, und vertauschen Sie die Teile, kann es zu Widerständen und Hakeln bis hin zum Blockieren führen. Ich habe das zu Anfang mehr als einmal erlebt.
Bei Brunsviga-Maschinen ist es sogar ratsam, die Schrauben genau zu markieren. Die Größen unterscheiden sich oft minimal, abgesehen davon, dass durch 1:1 Kopie der russischen Odhner viele Jahre lang Schrauben in Zwischenmaßen hergestellt wurden, für die nur mühsam Ersatz zu finden ist.

Das Zerlegen eines Staffelwalzenwerkes ist - mechanisch gesehen - einfacher als das Zerlegen einer Sprossenradtrommel. Machen Sie genügend Detailfotos, achten Sie darauf, in welcher Position die Einstellrädchen auf der Vierkantwelle sitzen, und vor allem, dokumentieren Sie genau, wie die vordere, von der Kurbel angetriebene Welle in die Zahnräder der Staffelwalzenwellen greift. Es gibt für jede Staffelwalzenwelle nur eine einzige korrekte Position! Wenn Sie die Zahnräder nicht mit einem Nagel markieren wollen, sollten Sie sehr genau zeichnen oder fotografieren.

Inzwischen ziehe ich es vor, die Teile zu reinigen, bevor ich sie in den Kästchen unterbringe. Manche Leute nehmen zum Reinigen stets Waschbenzin. Ich bevorzuge Petroleum, das hat die geringste Geruchsbelästigung und belastet die Atemwege am wenigsten. Wichtig bei der Verwendung von Petroleum: Trocknen Sie beweglich verbundene Teile mit Papier oder Stoff gründlich, denn Petroleum verdunstet sehr langsam. Haben Sie also zum Beispiel ein montiertes Staffelwalzenwerk oder ein Schlittenzählwerk mit Petroleum und Pinsel/Bürste behandelt oder getaucht, dann sitzt das Petroleum hartnäckig in den feinen Ritzen und Getriebeteilen. Finden Sie weißliche Reste, entfernen Sie sie mit Terpentin.



   

Ist der Lack der Bleche gut erhalten, bewirkt Flüssig-Waschmittel (in einer Tasse mit wenig heißem Wasser gelöst) eine Menge, wir hier demonstriert wird. Manchmal reicht bereits normales Spülmittel, versuchen Sie es auch mit Petroleum. Ich habe die Fläche, insbesondere die Prägungen mit einer weichen Bürste geduldig bearbeitet, bis der alte, braune Schmand nachgab. Vorsicht mit harten Borsten, oft wurde nicht mit Lackfarbe, sondern mit einer Spachtelmasse eingelegt, die sich lösen kann. Der schwarze Lack wurde mit Autopolitur behandelt. Dunkler wird er freilich dadurch nicht, der Eindruck entsteht, weil ich auf dem rechten Bild keinen Blitz verwendet habe. Die Nickelteile wurden mit Metallpoliturpaste gereingt.

Außer Petroleum kann verwendet werden: Terpentin, Waschbenzin, Polierpaste, vor allem die Minibohrmaschine (z.B. Proxxon oder Dremel) mit Stahltellerbürste. Manche Leute nehmen auch flüssiges Geschirrspülmittel für jede Art von Schmutz und Öl. Bei vielen Teilen brauche Sie mehrere Methoden nacheinander.

Altes, verharztes Öl löst sich sehr gut mit Backofenspray. Den Nachteil, die Teile mit Wasser abzuspülen (Rost) können Sie wie folgt vermeiden:
Sie sprühen eine größere Menge Schaum in ein Gefäß und geben etwas Petroleum hinzu. Das löst den Schaum. Nehmen Sie dann etwas von der Lösung per Pinsel oder Tuch auf (Handschuhe!) und verteilen Sie es auf der zu behandelnden Fläche. Nach 5 bis 10 Minuten gut mit Spiritus abwaschen. Das Ganze ev. wiederholen.
Es gibt Grill- oder Backofenreiniger auch als Gel im Handel. Wenn Sie das bekommen, können sie es (ohne Petroleum) wie die Lösung aus dem Schaumspray verwenden.


Anmerkungen zu speziellen Teilen der Maschine:

Kleinteile
wie zum Beispiel Zahnräder reinige ich mit einer harten Zahnbürste und einer Spezialmixtur. In einem kleinen Gefäß (z.B. Eierbecher) mische ich Petroleum, Essigessenz, Salz, und Bimsmehl zu etwa gleichen Teilen. Damit bürste ich die Teile kräftig und spüle sie danach mit Wasser ab. Siehe Foto rechts, dieses Sperrrad mit Zahnrad findet man häufig, und die Zahnrillen sind schwer erreichbar. Mit der Mixtur erzielt man dieses Ergebnis.

Zählwerke lassen sich bei unzerlegtem Schlitten nur begrenzt reinigen. Ist die Verschmutzung nicht so arg, kann es genügen, sie statt komplettem Zerlegen mit einem großen Borstenpinsel und Petroleum oder Benzin zu reinigen. Wenn Sie genügend Spiritus haben, können Sie das Petroleum auch mit einem kräftigen Guss herauswaschen (das sollte man wegen der Dämpfe im Freien machen!)

Ziffern (sichtbarer Aussenrand der Ziffernräder) lassen sich ebenso wie verschmutzte Prägungen gut mit etwas starker Seifenlauge auf einem Lappen reinigen. Reicht das nicht, nehme ich Metallpolitur. Bei Alurädern nehme ich nur Seifenlauge, sie verlieren schnell ihre Farbe, da das Aluminium damals nicht grundiert wurde. Fehlstellen, dass heißt abgenutzte Stellen oder Stellen mit ausgeplatzter weißer Farbe fülle ich mit Abtönfarbe oder mit Reparaturwachs von Clou

Bleche: Manche Lacke, vor allem nicht grundierte, werden durch heiße Waschpulverlauge angelöst - will man ohnehin abbeizen, dann ist das eine gute Vorbereitung. Gut erhaltene Lacke, die Sie nicht verändern wollen, reinigen Sie vorsichtshalber nur mit normaler Seifenlauge oder Autopolitur. Alte Asphaltlacke poliere ich mit Benzin oder Spiritus (wegen der Fettrückstände) und sogar mit Metallpolitur (z.B. AKO-Paste). Der letzte Arbeitsgang ist stets Autopolitur und Trockenpolieren. Alte Email- oder Asphaltlacke können Sie bearbeiten, wie unten unter "Metallhauben" beschrieben.

Bakelit:
Bakelit schrumpft bei stärkerer Wärme. Legen Sie niemals ein frisch lackiertes Teil mit Bakelit, zum Beispiel eine Handkurbel, zum Trocknen in den Ofen! Meist läßt sich die Kurbel dann nicht mehr drehen, und man muß sie mühsam zerlegen und die Führung nachschleifen.
Tastaturen sind oft mit braunem Dreck verschmiert, das sind Sedimente von Fingerschweiß und Maschinenöl. Äußere Bakelit-Flächen reinigt man am besten mit Autopolitur, Ziffernräder mit Metallpolitur.

Alte farbige Kunststofftasten, Einstellscheiben, Kommaschieber usw. lassen sich meiner Erfahrung nach sehr gut mit Terpentin reinigen, Vorsicht mit Spiritus, das kann den Kunststoff anlösen.

Trommel: Meist sitzt auf der Trommel einiger Schmutz und Staub. Das Entfernen ist jedoch nicht unproblematisch, denn durch Reiben, Wischen und Polieren drücken Sie unweigerlich den Schmutz dorthin, wohin er auch keinen Fall soll, nämlich in die Sprossenschächte. Schon kleinste Mengen davon können dazu führen, dass die Sprossen, die vorher trotz Schmutz einwandfrei liefen, plötzlich klemmen. Die vorsichtigste Reinigung ist die mit kleiner Staubsaugerdüse und ev. schräg angesetzter Druckluft bei eingezogenen Sprossen. Möchten Sie kein Risiko eingehen, dann lassen Sie schweren Herzens die Trommel im Bereich der Sprossen so, wie sie ist. Die Reinigung einer zerlegten Trommel wird an anderer Stelle beschrieben.

Lackoberfläche der "Original-Odhner":
Bei den meisten schwedischen Original-Odhner-Maschinen hat man auf den schwarzen Emaillack nochmals eine feine Schicht Klarlack gesprüht. Sie sollte vielleicht dazu dienen, dass die erhabenen Messingziffern und -buchstaben nicht anlaufen, man findet diesen Lack jedoch auch auf anderen Teilen als dem Trommelblech. Diese Lackschicht ist meist teilweise abgerieben, so dass die Oberfläche fleckig erscheint. Sind Sie damit nicht einverstanden, dann entfernen Sie diesen Klarlack ganzflächig mit Metallpoliturpaste. Das erfordert etwas Geduld. Etwas einfacher geht das, wenn Sie die vernieteten Kommaschieber entfernen (mehr dazu hier).

Metallhauben:
Will man die alten Metallhauben (z.B. Brunsviga, Triumphator, Orga Constant) nur reinigen und nicht neu lackieren, ist man mit gewöhnlichem Reinigungsmittel oder Lösungsmittel per Lappen schnell am Ende. Ich habe folgende Methode herausgetüftelt, die auf den alten Asphalt- oder Emaillacken sehr gut funktioniert, jedoch nicht bei späteren Neulackierungen! Probieren Sie also zuerst an einer kleinen und wenig sichtbaren Stelle, wenn Sie sich über die Lackart im Unklaren sind.
1. Feuchten Sie einen etwa daumengroßen Ballen Stahlwolle 000 satt mit Spiritus oder Terpentin und bearbeiten Sie damit den Lack leicht und gleichmäßig. Alternativ geht auch 600er bis 1000er Nassschleifpapier. Lassen Sie ev. Beschriftungen vorerst aus! Bearbeiten Sie nur jeweils eine Fläche, achten Sie darauf, dass keine Tropfen auf andere Flächen laufen. Wenn es doch passiert, gleich abwischen. Nach etwa einer Minute beginnt das auf der Fläche stehende Lösungsmittel ev. bräunlich-milchig zu werden, fahren Sie noch eine kleine Weile fort. Immer wieder nachtränken, die Fläche sollte nicht völlig abtrocknen. Nehmen Sie dann das Lösungsmittel mit einem trockenen Tuch ab.
Mit dieser Methode entfernen Sie sowohl Schmutz und andere Rückstände als auch eine oberste Klarlackschicht, die oft zusätzlich aufgebracht wurde.
2. Die Fläche ist jetzt etwas matt und zeigt braune Schlieren. Trocknen lassen.
3. Mit Auto-Lackreiniger gründlich, ev. mehrmals polieren und mit sauberem Tuch trocken reiben. Ev. wiederholen. Testen Sie vorsichtig, ob der Lackreiniger die Beschriftung angreift, wenn nicht, auch diese Stellen polieren. Zum Schluß mit Autopolitur glanzpolieren, auch die meisten Beschriftungen halten das gut aus.

(Die Methode funktioniert natürlich auch auf dem Lack der Maschinen selbst.)

Rechts ein Foto mitten aus der Reinigung einer Orga-Metallhaube. Die dunklen Stellen sind wie beschrieben grob gereinigt, noch nicht poliert. Man erkennt an den Bearbeitungsrändern, dass die oberste Schicht mit der Zeit etwas rissig geworden ist, die schwarze Schicht darunter jedoch völlig glatt ist und blank wird. Das untere Foto (ebenfalls zur Hälfte und grob gereinigt) zeigt, dass die Goldschrift dadurch nicht gefährdet wurde. Dennoch: Vorsicht, nur die oberste Schicht abnehmen!

Rost:
Rost ist keine Patina, sondern eine Beschädigung der Substanz!
Man kann Kleinteile in Entrosterbad legen (z.B. Hammerit). Coca-Cola geht auch (enthält Phosphorsäure!). Polieren sollte man dann in jedem Fall, wenn das Teil von außen sichtbar ist. Verwendet man gleich Silikonscheiben auf der Minibohrmaschine, kann man sich das Entrosterbad schenken, diese Scheiben entrosten und glätten Eisen, auch vernickelt oder verchromt, sehr schön. Anschließend mit dem Tellerbürstenvorsatz gut polieren. Auf der Seite mit Werkzeug gibt es dazu ein "Vorher-Nachher" - Foto. Rost wirkt gerne punktuell, so entstehen nach dem Entrosten winzige Krater im Eisen. Wollte man sie völlig beseitigen, müsste man das Eisen bis zur größten Kratertiefe des Stückes flächig sauber abtragen - diesen sehr großen Aufwand betreibt man nur, wenn man hinterher neu vernickeln oder verchromen möchte.
Roststellen im Lack: Ist Lack abgeplatzt oder abgestoßen, so bildet sich auf dem Eisen und - unsichtbar unter dem Lack - oft Rost. Handelt es sich um Flugrost, so polieren Sie ihn mit Polierpaste weg, danach ist die Stelle allerdings blank.
Alternative für Flugrost und tiefer gehenden Rost: Geben Sie mit einem feinen Pinsel Rostumwandler der Marke "Tanno" (Hersteller: Kluthe) auf den Rost. Der Rost wird chemisch umgewandelt, und es bildet sich eine schwarze Schicht. Nach ein bis zwei Stunden polieren Sie eventuelle überstehende Tanno-Reste auf dem Lack mit einem trockenen Lappen weg. Die schwarze Tanno-Schicht lässt sich auch überlackieren. Dieses Verfahren, dass mehr Schutz als optischen Vorteil bietet, eignet sich besonders gut für die Sockelunterseite und für Metallhaubeninnenseiten.

Messingteile
In Sprossenradmaschinen findet man wenig Messing, um so mehr in den Staffelwalzenmaschinen. Das Messing zeigt meist eine braune und eigentlich schützende Patina, die man natürlich erhalten kann. In dem Fall reicht das einfache Reinigen mit Petroleum oder Terpentin. Möchten Sie den Originalglanz zurückgewinnen, empfiehlt sich Folgendes:
Entfernen Sie zuerst Öl und Schmutz mit Lösungsmittel, Bürste und Lappen. In eine kleine Glas- oder Plastikwanne geben Sie etwa zwei Finger hoch Salz, darauf so viel Essigessenz, dass das Salz bedeckt ist, es darf auch etwas mehr sein. Die gereinigten Messingteile verbleiben 10 bis 20 Minuten, jedoch nach Stärke der Patina, in dem Bad. Die Patina wird etwas heller und lässt sich nach Abspülen mit Wasser und Trocknen sehr leicht mit der Minibohrmaschine (Messingtellerbürste) abnehmen. Flache Teile können Sie auch mit Metallpolitur blank bekommen.
Messing läuft natürlich in wenigen Tagen wieder an, daran lässt sich nichts ändern. Man kann jene Teile, die nicht mit anderen in Berührung kommen, mit Zaponlackspray dauerhaft blank halten, wie ich es bei den Deckblechen der Archimedes gemacht habe. Doch bei den "Innereien" ist das nun wirklich Geschmacksache.