Zusammenbau
Vielleicht erscheinen Ihnen diese Anmerkungen banal, aber tatsächlich sind sie für den Anfänger hilfreich. In der Anleitung, wie ein chinesisches Fahrrad zusammenzubauen sei, hieß es einmal: "Für die Montage dieses Fahrrades brauchen Sie bestes Werkzeug und Seelenfrieden." Das ist kein esoterischer Unsinn.
Nehmen Sie alle Teile in die Hand und prüfen Sie: Ist etwas nicht genügend gereinigt? Sind die Blech-Befestigungsschrauben entrostet und gratfrei? Waren Sie ursprünglich schwarz lackiert, dann können Sie den vor dem Zusammenbau erneuern: Löcher in ein Stück Pappe pieksen, die Schrauben bis zum Anschlag hineinstecken und sprayen. Ich lackiere jedoch nicht, sondern verwende Schwarzbeize. Denn bei jedem erneuten Auschrauben ist der schöne Lack wieder hinüber, außerdem setzt er den Schraubenschlitz zu.
Sind die Kommastangen und -schieber auf die Bleche montiert? Gleiten die Einstellringe der Trommel einwandfrei?
Öl:
Haben Sie Öl auf gleitende Teile gegeben? Bei lose gleitenden Teilen ist das übrigens nicht notwendig, sondern nur wenn Teile parallel aufeinander reiben oder ohne merkliches Spiel auf einer Achse drehen.
Grundsätzlich funktioniert eine gut gereinigte Rechenmaschine auch ohne Öl. Sie werden sie ja nicht mehr in den Dauereinsatz nehmen. Es gibt jedoch ein paar Punkte, an denen Öl einen spürbar positiven Effekt erbringt. Nehmen Sie kleinste Mengen Öl, von der Spitze eines kleinen Schraubendrehers oder einer Nagelpitze aufgebracht. Nie mit dem Ölfläschchen an der Maschine arbeiten!
1. Achslager sind für mich Pflicht, ebenso die Schlittengleitflächen. Bei letzteren kann man auch Gleitfett nehmen.
2. Nur wenn Sie die Trommel zerlegt haben: Ein winzige(!) Menge Öl an der Rasterung der Einstellung läßt den Einstellring besser gleiten (Punkt 3 des Fotos). Sonst KEIN Öl innerhalb der Trommel!
3. Flügelschrauben und Kurbeln besitzen einen Rasterpunkt für die "Nullstellung". Dort greift ein Zapfen in den Sockel, der beim Drehen unter Federspannung herausgleitet und den Sockel umläuft. Solche Rasterungen finden Sie manchmal auch im Schlitteninneren, dort, wo die Schlittensperre in eine Scheibe einrastet. Solche Punkte sind für etwas Öl sehr dankbar, man spürt den Effekt sofort.
Tipp: Nehmen Sie zum Ölen eine Injektionsspritze (Apotheke) mit sehr feiner Kanüle, deren Spitze gegen Verletzungen etwas abgefeilt ist. Damit können Sie sehr genau und fein dosieren.
Sammler (und Uhrmacher, wie ich vermute) Joerg Hugl stellt seinen Text (PDF) über Ölen und Schmieren zur Verfügung, herzlichen Dank! Zumindest für das Arbeiten an einer Curta sind seine Hinweise sehr hilfreich. Bitte befolgen Sie jedoch nicht seinen Hinweis, wie ein Sprossenrad zu ölen sei.
Reinigen Sie den Arbeitsplatz und legen Sie alle Teile bereit. Wenn Sie jetzt noch schleifen oder polieren müssen, dann verschmutzen Sie Bleche oder andere Bauteile wieder.
Es ist ratsam, zuerst die Seitenwände oder Träger (manche Maschine wie die Triumphator besitzen auch einen Mittelträger) auf dem Werktisch mit allen Teilen komplett zusamenzustecken und auf das richtige Zusammenspiel der Zahnräder und aller anderen Teile zu achten (Foto links). Dann erst das Ganze auf den Sockel heben und von unten verschrauben. Machen Sie das nicht in dieser Reihenfolge, dann dürfen Sie für Korrekturen den ganzen Aufbau wieder abschrauben - bei der "Triumphator C" z.B. kann ich Ihnen das garantieren! Der Schlitten kommt natürlich zum Schluß.
Der Zusammenbau dauert länger als das Zerlegen, da manche Details Tüftelei erfordern. Haben Sie genügend Zeit und innerliche Ruhe? Wir haben den Höhepunkt tagelanger Arbeit vor uns! Mir hilft klassische Musik und die Sicherheit, nicht unterbrochen zu werden.
Haben Sie lackiert, dann legen Sie ein Tuch auf die Arbeitsfläche, damit der Lack beim Drehen und Wenden der Maschine nicht beschädigt wird.
Vergessen Sie auch nur eine Feder oder einen Sicherungsstift, dann müssen Sie vielleicht von vorne anfangen. Bauen Sie langsam und sorgsam und vergewissern Sie sich öfter mal durch Blicke auf Ihre Sortierkästen, ob Sie kein Teil vergessen haben.
Schrauben Sie die Bleche ganz zum Schluß an. Sind die Schrauben aller Bleche gleich, suchen Sie sich die besterhaltenen für die Frontbleche aus. Befestigen Sie die Bleche sehr behutsam und zunächst nur lose. Festziehen erst dann, wenn alle Schrauben in dem Gewinde stecken und die Maschine einen neuerlichen Funktiostest überstanden hat. Verwenden Sie keinen Schraubendreher, der schmaler ist als der Schraubenschlitz!!!! Das ist eine alte Regel, kann aber nicht oft genug wiederholt werden. Das gilt auch für das Arbeitstempo selbst: Die Blechschrauben müssen langsam und in Ruhe eingedreht werden. Sonst verdirbt Ihnen ein einziger Ausrutscher den Lack. Sichern Sie die Schraubendreherspitze stets mit den Fingern der anderen Hand!