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Copyright Detlev Bölter

zuletzt geändert  


Teil 2: Original-Quellen

Die Zeichnungen, Briefe und Anweisungen Schickards für seinen Mechaniker werden häufig zitiert, und ich hoffe, es liegt keine urheberrechtliche Verletzung vor, wenn ich sie hier alle wiedergebe. Als Quelle habe ich das Heft über die Tübinger Rekonstruktion verwendet:



Nochmals die beiden Hauptzeichnungen, etwas größer:


Aus Schickards Nachlass:
Die Skizze seiner eigenen, ersten Maschine
(1623)

Aus Keplers Nachlass:
Skizze der für Kepler bestimmten Maschine
(1624)


Zusammen mit der linken, also älteren Zeichnung, fand sich ein Zettel, wohl Anweisungen an den Mechaniker Johann Pfister:


"Rechen Uhr betreffs.
1. Die zän seind gar vngleich und vnfleißig. Drumb treibts bißweil mehr als den zehenden theil, bißweilen minder. (were besser 20 zän)
2. die vordere glatte scheiblin excentrisch, tregt auch etwas aus, sollten dran geträht worden sein
3. Die einzehte zän sollen nit in die mitt zwischen zween andere: sonder just auff ain ordinarj zahn kommen, denn sonsten treibt es zweymal an einer ziffer. (NB)
4. Muß nit die null simpliciter, auch nit das 9 simpliciter, sondern jene im Subtrahieren, dieses im Addieren die linkhen zahlen herausziehen. (NB)

Deßwegen die zahlen also auffzuschreiben:
1. fang zu der Rechten am scheiblen 1 an, treibs dextrorsum, wo es anfangt angreifen schreib oben 9. Danach sinistrorsum, wo es anfangt zu bewegen, schreib oben 0, das vbrig gibt sich selbs.
2. weil aber die zän vnfleißig, so mach erstlich heimbliche puncten. Endlich nimm das mittel zwischen zweyen.
3. Die vordere löchlin stupf gerad vnder den ziffern.

NB. Die rotas Arithmeticas zu beschreiben. Wan ein dextra rota ihre sinstram vmtreibt, so soll auff der dextra (ante conversionem) oben 9 stehn vnd die vbrige zahlen nach der linkhen geschrieben werden."


Aus einem Brief an Kepler, über die soeben erfundene Maschine (übersetzt aus dem Lateinischen):


"Ferner habe ich dasselbe, was du rechnerisch machst, kürzlich mechanisch versucht und eine Maschine konstruiert, die aus 11 vollständigen und 6 verstümmelten Rädchen besteht und mit gegebenen Zahlen sofort selbsttätig rechnet, sie addiert, subtrahiert, multipliziert und dividiert. Du würdest hell auflachen, wenn du hier wärest und sehen könntest, wie sie die linken Stellen bei Überschreitung des Zehners oder Hunderters von selbst erhöht oder bei der Subtraktion ihnen etwas fortnimmt."


Aus einem späteren Brief an Kepler, wohl von 1624, der obigen rechten Zeichnung zuzuordnen, (aus dem Lateinischen):


"Das Rechengerät werde ich ein andermal genauer zeichnen, jetzt nimm in Eile mit folgendem vorlieb: aaa sind die Köpfchen senkrechter Zylinder, denen die Multiplikationen der Stellen einbeschrieben sind, die, soweit sie benötigt werden, durch die beweglichen Fenster bbb herausschauen. ddd haben innen befestigte zehnzähnige Rädchen, die so zusammengefügt sind, daß wenn irgendein rechtes sich zehnmal bewegt, das nächste linke einmal, oder wenn jenes 100 Umdrehungen macht, das dritte einmal usw. bewegt wird. Und zwar in derselben Richtung; damit ich das erreichte, bedurfte es eines ganz ähnlichen Zwischenrades h. [Randnote zur Zeichnung:] Jedes Zwischenrad bewegt alle linken im geforderten Verhältnis, aber kein rechtes, was besondere Vorsichtsmaßregeln nötig machte. [Ende] Die jeweilige Zahl schaut durch die Öffnungen ccc in der mittleren Bank heraus. Auf der unteren Ebene schließlich bedeutet e Wirbel und f in ähnlicher Weise Öffnungen zur Darstellung von Zahlen, die während der Rechnung gebraucht werden. Aber das läßt sich so Hals über Kopf nicht schreiben; leichter wirst du es mit eignen Augen erkennen. Ich hatte auch für dich schon ein Exemplar bei unserem Johann Pfister machen lassen, aber das ist halbfertig zusammen mit einigen anderen Sachen von mir, besonders einigen Kupfertafeln, bei einer plötzlich in der Nacht dort ausgebrochenen Feuersbrunst vorgestern verbrannt."

Dies ist schon alles, was überliefert und erst 1957 der Öffentlichkeit bekannt wurde. Baron v. Freytag Löringhoff erkannte spontan den inneren Aufbau, es dauerte jedoch 3 Jahre bis zur Fertigstellung einer funktionierenden Replica - umso größer ist unsere Bewunderung für Schickard und seinen Mechaniker, die ja über längst nicht so präzise Fertigungstechniken verfügten (... "Die zän seiend gar vngleich und vnfleißig...)