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Copyright Detlev Bölter


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Allgemeines

Ein Perfektionist wird oft jemand genannt,
der sich bemüht, die Dinge keineswegs perfekt, sondern richtig zu machen.




Ich habe in diese Webseiten über das Restaurieren viel Arbeit investiert und freue mich darüber, dass sie rege besucht werden. Mittlerweile restauriere ich nicht mehr, und die Seiten werden nicht mehr aktualisiert. Vielleicht finden Sie dennoch diesen oder jenen Tipp!

Die hier genannten "Tipps" sind weniger für alte Hasen der Branche gedacht, sondern eher für Anfänger, die sich dem Abenteuer widmen wollen, eine alte Maschine wieder zum Leben zu erwecken. Ich werde hier weniger auf spezielle technische Reparaturen eingehen, sie unterscheiden sich doch zu sehr von Maschine zu Maschine. Einige spezielle Hinweise habe ich bei der Beschreibung einzelner Maschinen untergebracht.
Jeder alte Rechner ist für mich ein neues Abenteuer, denn ich habe diesen Beruf ja nicht gelernt. Noch jede scheinbar festsitzende Mechanik habe ich durch Zerlegen der Maschine wieder freibekommen, durch solche Herausforderungen lernt man eben. Nur eines vorab: Zerlegen Sie Ihre Maschine langsam und beobachten Sie die Details, wenn Sie Teile voneinander lösen. Notieren oder fotografieren Sie gar die Reihenfolge, einige Kästchen mit Fächern sind dabei unerläßlich, um nach ein bis zwei Tagen Bastelei und Lackiererei den Zusammenbau hinzubekommen.

Alle Anleitungen beruhen auf meiner eigenen Erfahrung, auf Versuch und Irrtum. Die meisten technischen Anmerkungen beziehen sich auf mechanische Sprossenradmaschinen, einige auf Staffelwalzen- und Schaltklinkenmaschinen.

Fast jeder Sammler spezialisiert sich, zumindest vorübergehend. Mein Schwerpunkt sind Sprossenradmaschinen, in letzter Zeit sind die amerikanischen Scheibenaddierer hinzugekommen, an denen mich die Zehnerübertragslösungen interessieren.
Bei den Staffelwalzenmaschinen gibt es weniger zu reparieren. Sie arbeiten mit wesentlich geringerer und mit eleganterer Kraftübertragung als die Odhner-Maschinen und waren deshalb weniger anfällig für Verschleiß. Da die Staffelwalzen viel Platz beanspruchen und die Maschinen deshalb recht groß waren, gab es auch keinen Anlass, an der Größe und Solidität von Kleinteilen zu sparen. Die ganze Mechanik liegt offen, man muss keine Trommel mit manchmal ganzer Körperkraft öffnen. Dafür ist die Oberfläche aller Teile und damit der Reinigungsaufwand um ein Vielfaches größer.

Was mich immer wieder beeindruckt und ein guten Teil meiner Motivation ausmacht, ist die Ästhetik des Innenlebens, die mit der perfekten Funktionalität einhergeht. Vielleicht sind beide - Ästhetik und Funktionalität - untrennbar verbunden. Das für mich beeindruckenste Beispiel dafür sind für mich - mal abgesehen von den wunderschönen Rechenwerken der Staffelwalzenmaschinen - die Original-Odhner-Maschinen und die frühen Triumphator C - Modelle. Das ist in einer Fotoserie dokumentiert, und aus beiden Modellreihen habe ich je eine Funktionsmodell angefertigt.
Diese ganze Schönheit verbirgt sich normalerweise hinter schlichten Blechen, sie erschließt sich erst beim Öffnen und endgültig beim Reinigen. Öffne ich meinen äußerlich sehr schönen Design-Macintosh, finde ich nichts dergleichen, hier ist es anders herum. Die innere Funktionalität einer Computers ist dem Laien nur schwer zugänglich, und wer dort Ästhetik sucht, der sucht vergeblich - sie beschränkt sich auf das Kunststoff-Design der Kiste. Bei den alten Rechenmaschinen hat man sicher keine Ästhetik in der Mechanik verwirklichen wollen, sie ergab sich eben zwangsläufig!
Ich will hier kein nostalgisches Hohelied alter Feinmechanik singen, sondern auf die Werte hinweisen, denen wir folgen. Ich glaube, wir zahlen einen hohen Preis - nicht nur materiell gesehen - dafür, dass wir heutige Maschinen, geschweige denn Computer, kaum selbst noch reparieren können (Öffen Sie mal eine simple Fernbedienung oder ein Handy - wenn Ihnen das überhaupt gelingt. Machen Sie das auf jeden Fall über einem offenen Karton, denn so ziemlich alles fällt selbständig auseinander!).
Wir verlieren den Bezug zu dem, was uns dient, weil wir die Funktionen hinter dem augenfälligen Design kaum noch erkennen und verstehen. Wir sollen und wollen es nicht mehr. Sicher haben sich die Ansprüche geändert, und nur noch Freaks fahren einen Oldtimer von 1930 oder rechnen im Alltag mit einer Brunsviga. Doch wir haben uns daran gewöhnt, unser Handy wegzuwerfen, wenn eine Taste nicht mehr funktioniert, unsere Küchenplatten aus Holzresten, Kitt und Kunststoff sollen Granit vortäuschen und für Kosmetik wird weitaus mehr Geld ausgegeben als für Bücher. Von daher ist es nicht nur eine nostalgische Spinnerei, sich mit alter Mechanik zu beschäftigen, sondern es ist auch eine Besinnung darauf, worin die Qualität der Dinge besteht, bevor sich alles in Virtualität und Äußerlichkeit auflöst.

Ich habe einmal eine Odhner Modell 7 in desolatem Zustand gekauft und ca. 25 Stunden Arbeit und natürlich Materialkosten hineingesteckt. "Verdient" habe ich dann beim Ebay-Verkauf (sie war eine Doublette) etwa 30 Euro. Man darf also nicht im entferntesten erwarten, dass restaurierte Maschinen eine angemessene Wertsteigerung auf dem Markt erfahren. Ebay macht's möglich, dass der zahlungskräftige Sammler vor dem Bildschirm sitzt, bis jene gut erhaltene Maschine auftaucht, die er möchte. Man restauriert also nur für sich selbst und die Maschine - doch wer genügend darüber nachdenkt, dem ist das völlig genug! Ich rufe jeden Sammler auf, sich über den Unterschied zwischen Besitzen und Würdigen im Klaren zu werden.

Vielen Sammlern ist das Innenleben oder der Lack ihrer Maschinen ziemlich egal, oft wird nicht einmal der Anspruch erhoben, dass die Mechanik funktioniert. Es gibt auch Sammler, denen es gerade wichtig ist, dass die Maschine im "Originalzustand" ist, dass sie nach dem so genannten "Fund" also direkt in die Vitrine wandert, ein Staublappen ist dann das höchste der Gefühle. In wenigen Jahren wird es keine alte Hasen mehr geben, die die Büromaschinenreparatur von der Pique auf gelernt haben. Es bleiben dann jene Nachfolgegenerationen, die sich selbst in die Materie eingearbeitet haben, so wie ich. Ein Grund mehr, dass wir unsere Kenntnisse und Erfahrungen öffentlich machen. Die "alten Hasen" wiederum können nur in Ausnahmefällen Webseiten so gestalten, dass wir Jüngeren von ihren Erfahrungen profitieren.

Aber jetzt zum Handwerk, zum Inhalt dieser Seiten.

Meine Werkstatt im Wintergarten, während der Arbeit an meiner Original-Odhner Modell 21. Nicht immer sieht es so prima aufgeräumt aus ...

Ich möchte unterscheiden zwischen Reinigen, Reparieren und Restaurieren.
Reinigen gehört für mich zum Pflichtprogramm, dazu zählt neben dem Entfernen von Schmutz und dem Polieren von Lack und sichtbarem Metall auch das Entfernen von Rost und Farbresten, die vom Überdecken der Lackfehler stammen. Wie weit man beim Reinigen des Innenlebens geht, ist Sache von Erfahrung, Mut und Geschmack. Selbst wenn ein Schlitten gut läuft und Zählwerke und Trommel funktionieren, bringe ich es nicht fertig, die Maschine den üblichen Wollmäusen und dem altem Schmier zu überlassen.
Reparieren, soweit ich das kann, zählt für mich ebenfalls zur Pflicht. Das reicht vom Einstellen und Gängigmachen der Mechanik über die Beschaffung oder Anfertigung fehlender Teile bis hin zum aufwändigen Zerlegen der Trommel bis zum Nacharbeiten der Sprossen. Originalteile sind natürlich willkommen, aber hier gehe ich gern einen Kompromiss ein und löte eine brüchige Blattfeder oder feile mir ein passendes Teil aus Metallstücken zurecht. Meine oberste Regel ist, dass die Maschine sauber ist und einwandfrei funktionieren soll.
Restaurieren der Oberflächen ist ein Schritt, der für mich weniger Regeln folgt. Beschädigungen, die nicht auf der reinen Benutzung beruhen, wie abgeplatzter Lack, Beulen im Blech oder starker Rostbefall, lassen mich meist mit den Lackierarbeiten beginnen. Dabei muss nicht immer das ganze Stück unter das Schleifpapier und die Spraydosen. Bisweilen ist nur ein Blech zu behandeln und dem Rest anzupassen. Mein Grundsatz: Die Maschine sollte ein möglichst einheitliches Erscheinungsbild abgeben. Wenn ich alle übrigen Teile sehr sauber bekomme, auch die Ziffernräder und die Kurbel, darf die Maschine auch einmal "wie neu" aussehen, dazu gibt es einige Beispiele in meiner Sammlung.
Ein Odhner-Blech oder eine Madas oder Archimedes blank zu polieren, um das Messing strahlen zu lassen und die fleckige Brünierung oder Lackierung zu beseitigen, ist Geschmacksache - hier scheiden sich die Geister. Entscheidend ist für mich stets die Würdigung der Maschine und damit ihrer Erbauer und ihrer Erfindungs- und Handwerkskunst, und hier ist die Technik und Funktionalität vorrangig. Es gibt keine Regel, dass das, was in Würde gealtert ist, auch an der Oberfläche alt aussehen muss. Kein Biedermeier-Freund sitzt auf verschlissenen Möbelstoffen oder bewundert Schellackflecken, das Dach der Sixtinischen Kapelle wurde in neuen Glanz gebracht, und kein Oldtimer-Fan fährt in einem Auto mit dem "Original"-Lack (bzw. Rost) herum. Freilich, das stunden- und tagelange Sitzen in der Werkstatt, Geschick und Geduld sind nicht jedermanns Sache.

Manche Maschinen - das habe ich inzwischen gelernt -, "möchten" anscheinend nicht im Lack restauriert, sondern nur gereinigt werden. Doch gibt es genügend Sammler, die nicht einmal das tun. Vergleichen Sie die beiden Fotos der Bleche meiner "Gauß", oben im Urzustand, darunter nur oberflächengereinigt, mit etwas Seife und einer Zahnbürste - viele Altersspuren sind verschwunden und die Oberfläche ist näher am Originalzustand. Manchen Sammlern gefällt allerdings der Urzustand samt Korrosion besser als das, was nach der Reinigung zutage tritt.





Jeder Sammler entscheidet hier nach persönlichem Geschmack. Es gibt sogar Sammler, die IMMER neu lackieren, während die meisten mit einem der oben genannten Zustände zufrieden sind bzw. ihn bewußt der perfekten Lackfläche vorziehen.
Es gibt wohl einen gewissen Schwellenwert, bis zu welchem Punkt der Abnutzung oder der Zeitspuren eine Maschine an Würde und Ausstrahlung gewinnt und ab welchem Punkt sie dadurch verliert. Ist zum Beispiel die Farbe im Arbeitsbereich abgerieben, zählt das zur Würde der Patina, ist sie über größere Flächen abgeplatzt oder abgelöst, oder hat sich sogar Rost ausgebreitet, wird man an Restaurierung denken. Sind jedoch die Chrom- oder Nickelteile sehr angegriffen, muss wiederum überlegt werden, ob eine Lackrestaurierung nicht zu einem zu starken Kontrast zwischen alt und neu führt.

Ich habe eine schöne Mischung im Regal stehen: Manche Maschinen vermitteln den Eindruck, wie sie fabrikneu ausgesehen haben, andere zeigen die Würde Jahrzehnte langer Arbeit. Manche sind innen auf Hochglanz gereinigt und natürlich technisch sorgfältigst überholt, was man bei ihrer außen belassenen Alterspatina nicht vermutet. Und manche der ganz alten besitzen eine innere Ausstrahlung von Qualität und Wertarbeit, unabhängig von dem Restaurierungsaufwand. Kurzum, meine Formel lautet, die Maschine so herzurichten, dass ihre ganz eigene Harmonie bewahrt wird.

Eine Bitte!

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