Home |
|
Links | |
Felix-Arithmometer
|
|
Hersteller: | Fabrik "Schetmash", Kursk |
Baujahr: | ab 1948 |
Seriennummer: | K 88622 |
Funktion: | Vierspezies-Sprossenradmaschine, 9x8x13, ohne Zehnerübertrag im Umdrehungszählwerk, ohne Einstellkontrollwerk. |
Beschreibung: | Die Felix- (lit. Feliks-) Arithmometer waren die postrevolutionären, russischen Nachfolger der Odhner-Arithmometer. Nach dem Weggang der Odhners aus St. Petersburg wurden sie als Kopie der Odhner weitergebaut. Ein hochrangiger "Manager" der russischen Metallindistrie, Feliks Dzerzhinsky, gab der Maschine ihren Namen, bevor er - bis 1926 - Leiter des kommunistischen Geheimdienstes wurde. Die ersten "Feliks" (Modelle A und A2) waren also noch baugleich mit den Odhner-Modellen (siehe Sammlung W. Szrek). Als man die Moskauer Fabrik zum KGB-Gebäude umfunktionierte, wurde die Produktion nach Kursk verlegt. Dort wurde bis in die achtziger Jahre eine vereinfachte Version gebaut, die in Russland weite Verbreitung fand. Die schwarzen Modelle trugen zu Anfang den Schriftzug "Feliks-Arithmometer", nach einigen Zwischenmodellen nur noch "Feliks" und ein Fabriklogo. Im Westen bekannter sind die farbigen Nachfolgemodelle "Felix M", die sich jedoch vom schwarzen Vorgänger hauptsächlich durch die Farbgebung unterscheiden. Warum auch weiterentwickeln, wenn es keine Konkurrenz gibt? Ohne Eingabe-Kontrollwerk, ohne Zehnerübertrag im Umdrehungswerk und ohne Überlaufglocke, ist das Innenleben der Felix eher minimalistisch. Selbst die Drehrichtungssperre für die Trommel fehlt. Aus Kostengründen wurde die Trommel nicht aus Messing oder Alu, sondern aus einer Zinklegierung gefertigt. Die ganze Technik verdeutlicht, dass manche Prinzipien der Alten, vor allem die Belastbarkeit und lange Lebensdauer der Maschinen, aufgegeben wurden. Eine Datierung der Maschine wäre nur über die Seriennummer möglich, aber ich nehme an, dass hierüber nichts erhalten ist. Auch in Bardels Liste sind die Angaben zur Felix sehr spärlich. Also: Zerlegt, mit viel Aufwand gereinigt (siehe unten), die verbogene Mechanik überholt, alle Außenteile neu lackiert, Gummifüsse montiert. Im Original hatte die alte Felix stets einen Blechkasten, der leider nicht dabei war. Die Blech-Bodenplatte habe ich nicht restauriert, ohne Deckel macht sie mir - anders als bei den Holzplatten des Westens - keinen Sinn. Leider fehlen eine Kommastange und alle Schieber. Sonst wieder voll funktionsfähig (und in diesem Zustand absout selten!). |
Anmerkungen: | Wegen der Qualitätsmängel haben die Felix-Maschinen keinen besonderen Sammlerwert, eigentlich werden sie in Sammlerkreisen leicht naserümpfend ignoriert. Hatte mir z.B. meine Brunsviga 13 eine klare Geschichte erzählt, so kam mir durch meine Felix nur etwas Diffuses, Dunkles entgegen, sie enthält irgendwie den damaligen Geist Russlands. Sie war sehr verdreckt und verbogen, innen war sie mit einer scharzen, klebrigen Schicht überzogen (siehe Fotos). Nach dem Abbeizen erschienen an vielen Stellen die lieblose Fertigung und Guss-Ungenauigkeiten, die unter einer dicken Grundierschicht verborgen waren. Grobe Hammerschläge an der nur widerwillig funktionierenden Einstellsperre zeugten vom Frust der Benutzer. "Wer restauriert schon eine Felix?" höre ich die Sammler fragen. In der Tat: Obwohl ich mich bemühe, zwischen den Maschinen keinen Unterschied zu machen, fiel mir das Restaurieren bei all dem Schmutz und der mangelhaften Qualität der Fertigung schwer. Doch ich hatte bei Ebay viel dafür bezahlt (zuviel, wie ich heute weiß, damals dachte ich als Anfänger, ich ersteigere eine historische Odhner), als kleiner Ausgleich war die Trommel in Ordnung. Viele der Felix-Trommeln, auch die der DDR-Melitta und mancher Triumphator, sind heute nach Korrosion der billigen Zinklegierung defekt (aufgequollen, zerborsten, zerbröselt, siehe Foto links aus einer Triumphator CNR). Bei meiner Felix hatte ich Glück! Also habe ich sie kurzerhand zur Herausforderung erklärt und als Lohn zum ersten Mal auch eine Sprossenradtrommel erfolgreich zerlegt und wieder montiert - was bei der Felix ja einfach ist. Nur in einem Punkt fand ich die Tradition der alten Maschinen wieder: Der Lack war äußerst widerstandsfähig, vermutlich (dem Geruch nach) Asphaltlack. Sie rechnet wieder richtig, wenn man - baubedingt - etwas Geruckel und unsaubere Positionierungen inkauf nimmt. Die Felix hat ihren Dienst geleistet und steht in meinem Regal als ein Stück Zeitgeschichte neben meiner kapitalistischen Brunsviga 13, beide erzählen auf ihre Art etwas über uns Menschen. Und beide haben den Menschen gedient und ihren Zweck erfüllt. Die rückseitige Inschrift habe ich erhalten, vielleicht kann irgend jemand etwas Geschichtliches dazu sagen. |
Links intern: | |
Links extern: | Bedienungsanleitung |
Literatur: | Die Felix-Arithmometer sind bei Martin nicht erwähnt - vermutlich waren sie im Westen damals nicht bekannt. Martin schreibt allerdings unrichtigerweise, dass die Fabrikation bald nach 1918 völlig zum Erliegen kam. |
Download: |
|
||
In diesem bedauernswerten Zustand kam die Felix zu mir. |
Und, zum Genießen, im Detail. Hier sind die Alternativen klar: Entweder in einen Karton und ab in den Keller, oder komplett restaurieren. |
|
Die Felix-Trommel läßt sich leicht öffnen, nachdem man diesen Konus, im Uhrzeigersinn drehend, löst. |
Die zerlegte Felix-Trommel. Es gab wider Erwarten keinen Materialfehler! |
|
Das Sprossenrad einer Felix, im bescheidenen, grauen Zinkspritzguss. |
Die rückseitige Beschriftung, die ich leider nicht deuten kann. Ich vermute, es handelt sich um eine Bankfiliale. |
|
|