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Brunsviga A


(Inzwischen verkauft!!)

Hersteller: Brunsviga Maschinenwerke Grimme, Natalis & Co. AG
Baujahr: 1904/06
Seriennummer: 8176
Funktion: Vierspezies-Sprossenradmaschine 9x10x18, mit Flügelschraubenlöschung auch für das Einstellwerk, ohne Zehnerübertragung im Umdrehungszählwerk. Doppelte Überlaufglocke, Zehnerübertrag bis zur 13. Stelle.
Beschreibung: Die Version "A" mit dem breiteren Schlitten wurde ab 1895 gefertigt. Da die Löschung des Einstellwerkes 1904 patentiert wurde, läßt sich die Maschine in die Zeit von 1904 bis 1906 datieren (bei allen bekannten Unsicherheiten der Brunsviga-Datierung).

Eine Besonderheit der "A" ist der Einbau von zwei Überlaufglocken. Eine davon ist die übliche, die beim Überlauf des ganz linken RZW-Ziffernrades anschlägt (Division). Die andere Glocke, die im Gehäuse untergebracht ist, warnt beim letzten Zehnerübertrag der Trommel bei Multiplikation. Der Impuls für diese zweite Glocke wird vom hochgestellten Zehnerhebels des Schlittens zunächst auf die Trommel rückübertragen, die wiederum die Glocke auslöst. Wie ich hörte, wurden die ersten "A" noch ohne die Gehäusewarnglocke gebaut, was zu Unmut bei einigen Benutzern führte. Unten ist die recht aufwändige Mechanik abgebildet.

Als die Maschine zu mir kam (nochmals danke, Daniel!), war sie äußerlich ziemlich verrostet, doch technisch im Wesentlichen okay, bis auf hakelnde Einstellungen. Und mancher Zehnerübertrag lief nur mit großem Kraftaufwand - Verschleiß der Zapfen in den Hebeln. Und einige der Löschzapfen der RZW-Welle waren abgebrochen. Und noch ein paar Kleinigkeiten...
Ansonsten wurde beim Zerlegen deutlich, dass der Service hier früher einiges zu tun hatte. Die "A" wurde vermutlich nur professionell genutzt, war damals - neben der großen Triumphator - die teuerste Maschine und wurde entsprechend genutzt. Der Schlitten zeigt eine abweichende Nummerierung, er wurde also ausgewechselt - das ist eine Erklärung - oder man kombinierte für die "A"-Variante "modulmäßig" den eigens konstruierten Schlitten mit Teilen aus der "B"-Produktion. Letzteres ist wahrscheinlicher. Ansonsten hatte der Eigentümer selbst oder vom Service die Drehrichtungssperre und die Löschsperre des RZW ausbauen lassen. Nicht alle Sperren, die man sich zur Sicherung von Bedienfehlern hatte einfallen lassen, waren also willkommen.
Viel Rost und wenig Nickel, also war wieder mal eine Gesamtrestaurierung einschließlich Reparatur der Zählwerke und Überholung der Sprossenräder fällig. Bei den ganz alten Maschinen ist mir das immer ein besonderes Vergnügen.



Anmerkungen: Martin erwähnt die "A" (S. 118) nur noch, sie wurde bis 1920 in insgesamt etwa 3500 Exemplaren gebaut. (In der Tabelle der frühen Brunsviga-Modelle unten sind verschiedene Untertypen der "A" aufgeführt, zu denen ich leider nichts sagen kann.)

Der Holzboden war vorhanden, jedoch gebrochen und nicht zu reparieren, er wurde also neu gefertigt. Ich habe mich bemüht, trotz der neuen Lacke die Maschine nicht "wie geleckt" aussehen zu lassen, das würde nicht zu den Benutzerspuren an den übrigen Teilen passen. Ich habe bei der Brunsviga A zum ersten Mal eine Endbehandlung mit Klarlack + Stahlwolle + Autopolitur angewendet und aufgund des erstklassigen Ergebnisses zum Standarverfahren gemacht.

Diese Brunsviga A war für mich ein Lehrstück a) über den Verschleiß und b) den Brunsviga-Service der frühen Jahre. An keiner meiner übrigen Maschinen ist derart viel gerechnet worden, überall waren mechanischer Abrieb und Verschleißdellen zu finden. Ich konnte sehr schön verfolgen, wie ein hakelnder Zehnerübertrag entsteht und was das für das Messing der Sprossenräder bedeutet. Auch begegnete mir zum ersten Mal ein echter Verschleiß an den Köpfen der Stifte, die für die Einstellrasterung der Sprossenräder sorgen, so stark, dass der Einstellring nicht mehr lief. Andererseits konnte ich feststellen, wie gründlich der Service arbeitete, denn diese Maschine ist mindestens einmal komplett (einschließlich der Trommel!) zerlegt und überholt worden. Man hat sogar die Sprossen der ersten beiden Sprossenräder ausgetauscht. Wer einmal eine Maschine generalüberholt hat, weiß, was das bedeutet. Dass ich das noch einmal und erfolgreich wiederholen konnte, lag zum kleinen Teil an meiner Erfahrung und zum größeren Teil an der Solidität der Maschine.
Nach zig-Tausenden von Rechnungen hat sie ausgedient, aber sie funktioniert wie am ersten Tag.

Links intern: Tabelle der frühen Brunsviga-Modelle
Brunsviga MA
Links extern: Zur Geschichte
Bedienungsanleitung von 1892
Literatur:
Download:

Oben zwei Impressionen vom Originalzustand der Brunsviga A. Links einer der Flügelschraubensockel. Oben rechts: Aus kleinsten Farbresten in den Prägungen konnte ich gerade noch erkennen, dass alle Zifferreihen ursprünglich weiß waren. Den Brunsviga-Schriftzug hatte ich mit der Proxxon freigeschliffen, um zu prüfen, ob der Rost bereits die Buchstaben angenagt hatte.


Die Trommelachse wurde verlängert, um weiteren 5 Ziffernräder des RZW Platz zu machen. Der Pfeil zeigt auf eine Umlenkvorrichtung, die vom letzten Zehnerübertrag (Multiplikation und Addition) ausgelöst wird und die im rechten Bild gezeigte Glocke anstößt.

Die zweite Glocke, auf dem Sockel montiert. Sie wird von einer Umlenkeinrichtung der Trommel (Foto links) ausgelöst.







Die Holzplatte war geborsten. Ich habe die Eiche-Leisten entfernt und an eine neue Fichtenplatte aus dem Baumarkt geleimt, die mit Lasur behandelt wurde.