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Copyright Detlev Bölter

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Burkhardt H


Hersteller: Arthur Burkhardt, Glashütte
Baujahr: 1913/14
Seriennummer: 8104
Funktion: Klassische Staffelwalzenmaschine, 6x7x12, im Holzkasten.
Beschreibung:

Funktionstest:
Nicht möglich, Kurbel lose, ohne Verbindung zum Rechenwerk (Stiftsicherung gebrochen und teilweise ausgebohrt). Löschungen der Zählwerke nicht möglich. Umstellung Add-Sub blockiert.

Verlauf der Restaurierung:
Schlitten demontiert. Löschung der Schlittenzählwerke gängig gemacht.
Das Rechenwerk war vollständig blockiert, zum Teil durch verharztes Öl. Großenteils zerlegt, gereinigt, gängig gemacht. Erst danach war festzustellen, dass die Staffelwalzen nicht korrekt arbeiten. Die Walzenmäntel wurden nicht mehr aus Messing, sondern vermutlich aus einer minderwertigen Zink-Bleimischung (Zinkspritzguss) hergestellt und unterlagen nach einigen Jahren der O2-Korrosion ("Zinkfraß" oder "Zinkpest"). Die Legierung quoll um 1 bis 2 mm auf, dadurch blockieren sich die Walzen teilweise gegenseitig. Die Verbindung zu den Einstellzahnrädern war bei allen Walzen aufgrund von zu geringem Abstand blockiert. Ein letzter Versuch, die Walzenzähne kürzer und damit passend zu feilen, erwies sich als erfolglos, außerdem davon besteht Bruchgefahr bei dem in der Substanz instabilen Material.
Auch an einer anderen Stelle, im Bereich eines Zehnerübertrags, konnte ein - bei Zinkfraß sonst häufiger anzutreffender - Materialriss der Oberfläche festgestellt werden (s. Foto unten). Auch hier führte das "Aufquellen" des Materials zur Blockade, zum Einklemmen der Übertragsgabel in die umlaufende Nut. (siehe Foto unten).

Warum wurde hier gespart, entgegen der üblichen Praxis, für Rechenmaschinen nur bestes Material zu verwenden? Möglich ist eine Materialknappheit aufgrund der Aufrüstung zum 1. Weltkrieg. Im Bereich der Rechenmaschinen sind solch billige Legierungen von russischen Modellen ("Feliks") und der DDR-Melitta nach dem 2. Weltkrieg bekannt.
Die Restaurierung wurde abgebrochen, diese Defekte sind nicht zu beheben, Ersatzteile gibt es nicht.



Anmerkungen: Weshalb wird hier eine nicht erfolgreiche Restauration aufgeführt? Solche Befunde gehören zum Thema Geschichte der Rechentechnik: Bisher war weder mir noch einigen Schrauberkollegen, dich ich fragte, bekannt, dass Rechenmaschinen aus dieser Zeit minderwertige Legierungen verwendeten. Besitzt jemand ein Exemplar dieses Modell H (oder eine späte "Bunzel"), das ebenfalls irreparabel blockiert? Oder wurden alle anderen Maschinen mit diesem Defekt entsorgt, während diese überlebte, da sie nur als Schaustück in einer Sammlungsvitrine diente? In späteren Burkhart-Modellen (z.B. im Modell "E") finden sich übrigens wieder Staffelwalzen aus Messing.
Links intern:
Links extern:
Literatur:
Download:

Aus der minderwertigen, stumpf-grauen Zink-Legierung wurden sowohl die Mäntel der hohlen Staffelwalzen gefertigt wie auch Teile des Zehnerübertragmechanismus. Das vergrößerte Teil zeigte den für Zinkfraß typischen Bruch. Das ebenfalls typische Aufquellen der Legierung führte zur Blockade dieses Zehnerübertrags sowie zur gegenseitigen Blockade der Staffelwalzen. Die Legierung war nicht im gleichen Maße für Zinkfraß anfällig wie z.B. die späteren, russischen "Feliks", da das Material "nur" aufquoll und kaum brüchig und spröde wurde.