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Thales C (Exportversion)


Hersteller: Thaleswerk, Rechenmaschinen-Spezialfabrik GmbH, Rastatt
Baujahr: ca 1917/1918
Seriennummer: 7967
Funktion: Vierspezies-Sprossenradmaschine, 9x8x13, ohne Einstellkontrollwerk, mit Zehnerübertrag im Umdrehungszählwerk, mit Kastenschloss.
Beschreibung: Die ersten Thales-Maschinen erschienen im Jahre 1911. Die Modelle A, B, C und D unterscheiden sich durch die Größe der Zählwerke, die Modelle C und D besitzen zusätzlich den thales-typischen Zehnerübertrag im Umdrehungszählwerk, der 1914 patentiert wurde. Die Abbildung bei Martin (S. 272) zeigt bereits ein späteres Modell, mit Einstellkontrollwerk, Trapezschloss und verbessertem Schlittentransport.
Meine Maschine stellt sich als "No-Name" vor, der "Thales"-Schriftzug fehlt auf der Maschine und dem Holzkasten. Vermutlich war diese No-Name-Maschine für den Export nach Russland vorgesehen, wo westliche Maschinen nicht gern gesehen wurden (und man die Schrift ohnehin nicht lesen konnte). Martin Reese berichtet von Kontakten der Firma nach Russland, ein tatsächlicher Export wird nicht erwähnt. Es gibt auch Hinweise auf einen Export nach Frankreich.
Der Schlittenzug war, wie bei diesen Thales üblich, defekt. Zu dieser Mechanik gehört eine Spiralfeder in einer Dose, mit obenliegendem Ritzelrad (s. Foto). Drückt man auf den Schlittentranporthebel, wird der Schlitten bei der Division komfortabel um eine Stelle nach links gezogen. Für andere Rechenarten war das Band aushängbar. Es gibt keine Abnutzungsspuren, also wurde auch diese Funktion für verzichtbar erklärt und das Band ganz entfernt. Möglicherweise brach es auch früh am Einhängestift, das ist eine bekannte Schwachstelle der frühen Thales. Bei Schreibmaschinen wurde diese Zugtechnik längst angewendet, doch ist ein Rechenmaschinenschlitten um einiges schwergängiger.

Die Maschine mit der Nummer 7968 - mit Logo - ist als Sammlerstück erhalten (siehe Martin Reeses Zusammenstellung). Also endete genau mit meiner Maschine (eine Nummer früher) die Exportserie, möglicherweise war meine Maschine aber auch ein Einzelstück, z.B. ein Muster für den Importeur. Mir ist nicht bekannt, dass eine weitere "C" als No-Name existiert; auf jeden Fall ist diese Thales eine historische Rarität. Wie Martin Reese berichtet, ist hingegen eine Thales A (SN 260) ohne Schriftzug bekannt.

Insgesamt ist an den frühen Thales sehr schön zu sehen, mit welchen Lösungen Emil Schubert experimentierte - wie der Schlittenzug, der Schlittentransport oder die aufwändige Art des Zehnerübertrags, der bei Subtraktion/Division keinen Umschalter benötigt und ohne wendeläufiges Getriebe auskommt.

Die fehlenden Teile habe ich angefertigt (Löschkamm, Umdrehungssperre, Bandzug für den Schlitten). Das hartnäckige Hakeln der Einstellringe erforderte das Zerlegen der Trommel, auch die übrige Mechanik wurde zerlegt, gründlich gereinigt und poliert, die Lackierung vollständig erneuert. Den Holzkasten habe ich ebenfalls restauriert. Inzwischen habe ich eine original Bedienungsanleitung dazu bekommen!



Anmerkungen:

Links intern:
Links extern:
Literatur: Martin S. 271 (Auszug als Scan).
Martin Reese berichtet ausführlich über die wechselhafte Geschichte des genialen Konstrukteurs Emil Schubert.
Download: Seriennummern Thales und Schubert als PDF (Dank an Martin Reese!)

Die Ebay-Bilder der Thales C in ihrem Urzustand. Auf dem rechten Bild sind unten die Bandführung durch den Träger und die Befestigung am Schlitten erkennbar (siehe weiter unten), ich war froh, dass diese Beschläge nicht auch noch entfernt wurden. Bei dem Zustand erschien mir die Komplett-Restaurierung unumgänglich.

Werkstattbild: Der Schlitten samt Wollmäusen (oben) nach dem Zerlegen.


Die Schlittenbasis ist, wie bei vielen Maschinen damals üblich, ganz aus Messing, in einem einzigen Block gegossen und nachgeschnitten.

Die vervollständigte Mechanik zur Zugspannung des Schlittens. Eine Spiralfeder in dem Gehäuse unterhalb des Ritzelrades sorgt für die Zugspannung. Das Ritzelrad selbst dreht sich nicht mit. Zusammen mit der Unruh-Sperre dient es lediglich zum manuellen Justieren der Spannung, wozu man das Rückblech abnehmen muss.

Die durchgehende Trommel der Thales C. Die mittlere Eisenscheibe dient als Kurbelsperre, außerdem erfasst sie die erste Drehrichtung nach Löschung des UZW. (O-Ton der Bedienungsanleitung: "Das Umdrehungszählwerk dieser Maschine steht bei Beginn einer jeden Rechenarbeit stets in abwartender Stellung.") Ist die erste Drehung negativ (wird also dividiert), wird ein Zählkamm (Pfeil) in Position geschoben. Er addiert anschließend bei jeder Kurbeldrehung neun Zähler, anschließend wird der Zehnerübertrag über alle Stellen ausgelöst. Damit werden rote (negative) Zahlen vermieden. Eine pfiffige und einmalige Lösung, die jedoch etwas mehr Kraftaufwand und Verschleiß bedeutet.