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Copyright Detlev Bölter

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Britannic 2a



(Inzwischen verkauft!)

Hersteller: Guy's Calculating Machines Ltd., Wood Green, London, N. 22
Baujahr: ca. 1930
Seriennummer: 6046
Funktion: Vierspezies-Sprossenradmaschine 9x10x18, ohne Zehnerübertrag im UZW, innenliegender Löschkamm für die Einstellung.
Beschreibung: Die kompakte und leichtgängige Britannic wurden ab 1922 in London gebaut - anfänglich noch mit Flügelschrauben -, und zwar in der damals einzigen Sprossenradmaschinenfabrik der Insel. Laut Website eines britischen Kollegen wurde sie auch von der Muldivo Calculating Machine Co. vertrieben, die recht rührig war und britische, französische und deutsche Maschinen mit eigenem Logo versah (z.B. Chateau, Thales, Walther) und später eigene Modelle baute.
Der lederne Transportkoffer ist wohl nachträglich für die Maschine angefertigt worden. Die Holzplatte trug ursprünglich noch die Aussparung für das Schloß der üblichen Holz- oder Blechhaube (jetzt abgedeckt) und wurde rundherum etwas gekürzt. Die seitlichen Brettchen wurden ebenfalls nachträglich montiert und erleichtern das Herausnehmen und Einsetzen der Maschine. Vermutlich gehörte diese mobile Britannic einem Handelsvertreter, Steuerprüfer o. ä. Ich habe geschwankt, ob ich ein neues und größeres Holzbrett unterschraube und den Koffer weglasse (er war in sehr schlechtem Zustand) oder den Handköfferchen-Umbau restauriere. Ich entschied mich zu letzterem, auch wenn der Koffer eine Menge Arbeit machte.
Das Innere offenbart britische Akkuratesse. Die Einstelllöschung erfolgt durch einen innenliegenden, rückwärtigen Löschkamm, der von dem großen Fronthebel bedient wird. Die Mechanik ist vom Feinsten, Sockel, Träger und Bleche sind aus Messing gefertigt, die Überlaufglocke ist die mechanisch aufwändigste, die ich kenne, und auch für die Einstellsperre ersann man eine "Insel"-Lösung. Allerdings war die Sprossenradtechnik zu dieser Zeit bereits ausgereift, man hatte einerseits Vorbilder und andererseits genügend technisches Knowhow, um die teuren Patente von Grimme, Natalis & Co. zu umgehen.

Dank Koffer ist die Maschine bestens erhalten, nicht nur in der Technik, auch im Lack. Abrieb ist nur an der Kurbel zu erkennen. Ich habe mich darauf beschränkt, nach Abnahme der Bleche mit Pinsel und Lappen usw. die Metallteile zu reinigen, die Lacke wurden mit Autopolitur gepflegt. Flugrost und angelaufene Stellen in Nickel und Eisen wurden poliert. Der Koffer und die Klappbrettchen haben mehr Arbeit bereitet als die Maschine selbst: Zerlegt, Beschläge abmontiert, die Schlösser gängig gemacht, Leder neu vernäht und verklebt, Holzteile restauriert und gewachst, die grüne Innenverkleidung vollständig erneuert.



Anmerkungen: Die Modellunterteilung der Britannic (1, 2 und B) ist mir etwas schleierhaft. Bei späteren Modellen wurde wohl vor die SN eine Modellbezeichnung geprägt, wobei die Seriennummern vermutlich nicht durchgängig vergeben wurden, möglicherweise separat für jede Variante.
Die Abbildung bei Martin S. 350 zeigt das erste Modell, mit Flügelschrauben und Bogen in der Kurbelhalterung, das Schloß ist wie bei meiner Britannic.

Links intern:
Links extern: Eine britische Website über die Britannic.
Eine späte Britannic bei www.rechenmaschinen-Illustrated.com
Literatur: Martin S. 350
Download:


Wie bei der Triumphator: Die Einstellsperre wird bereits beim Ziehen der Kurbel nach rechts aktiviert. Die Übertragung erfolgt etwas umständlich, jedoch technisch robust über den Umweg außerhalb des Korpus. Beim oberen Pfeil tritt das Gestänge wieder in den Korpus und die Trommel. Die rechten Gelenke verschwinden unter einer Extraverkleidung.


Links neben der Trommel: Uhrfeder für den Löschhebel der Einstellung, Drehrichtungssperre und Trommelsperre: Um Patentlizenzgebühren zu sparen, ersann man für fast alles eine neue Lösung.


Ein very britishes "Ping": Die Überlaufglocke erhielt den kompliziertesten Mechanismus, der mir bisher begegnet ist. Aufwändig und perfekt!








In diesen Transportkoffer ist die Britannic eingebaut worden. Nach über 70 Jahren mussten Nähte und Bruchstellen repariert werden, die grüne Innenverkleidung wurde komplett erneuert.