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Brunsviga M


Inzwischen verkauft!

Hersteller: Brunsviga Maschinenwerke Grimme, Natalis & Co. AG
Baujahr: ca. 1913
Seriennummer: 32933
Funktion: Vierspezies-Miniatur-Rechenmaschine 9x8x13, ohne Zehnerübertrag im Umdrehungszählwerk, noch ohne Einstellkontrollwerk
Beschreibung: Die Datierung ist nur geschätzt, sie ist ja bei Brunsviga-Maschinen schwierig. Die "M" wurde ab 1908 gebaut, als Miniaturausgabe der mächtigen Brunsviga "B". Die Untersuchung der Sprossenräder ergab, dass man noch manuell anpassen musste, vermutlich wurden auch die eigentlich zu großen Sprossen aus der "B"-Fertigung verwendet. Möglicherweise stammt diese "M" also aus dem Beginn der Modellfertigung.
Ansonsten konnte man die Miniaturisierung nicht weiter treiben. Die Glocke liegt nur Millimeterbruchteile vom Schlitten getrennt, und für die Löschung des UZW braucht man spitze Finger.
Im Loch neben dem Logo erscheint als "Plus"- oder "Minus" die aktuelle Umdrehungsrichtung. Mit 4,8 cm Trommeldurchmesser war wohl das damalige technisch Machbare ausgereizt, Fertigung und vor allem Detailanpassung war ja noch weitgehend Handarbeit. Zum Beispiel konnten die Schächte der Sprossen aus Platzmangel nicht im ganzen Verlauf gerade gefräst werden. Die recht großen Sprossen mussten entsprechend angepasst werden, was auf Dauer - nach etwas Verschleiß - das Hakeln der Einstellung begünstigt. Die Fertigung der Trommel war bei der "M" eindeutig aufwändiger als bei den größeren Modellen.
Vollständig zerlegt, auch die Trommel zerlegt und gangbar gemacht, alles gereinigt, poliert, Bleche lackiert (Schlittenblech nur teillackiert). Mit original Holzkasten, der ebenfalls eine frische Lackierung erhielt. Das fehlende Schloß habe ich ersetzt.


Anmerkungen: Bei den aufgemalten Ziffern des Schlittenblechs muß man vorsichtig vorgehen. Verwendet man Lösungsmittel zur Oberflächenreinigung, kann das die Ziffern schnell verschwinden lassen. Weitere ursprünglich aufgemalte Schriftzüge, wie der Firmenname auf dem Schlittenblech rechts unten oder auf der Rückseite, waren bei meiner "M" bereits dem Abrieb zum Opfer gefallen. Im Bereich der gemalten Ziffern oberhalb der Zählwerke habe ich den Originallack erhalten, nur teilweise schwarz und dann das Ganze klar überlackiert.
Überhaupt waren die Brunsviga-Leute wohl keine Lackexperten. Bei diesem und bei anderen Modellen muss man sehr vorsichtig mit Lösungsmitteln sein, zum Beispiel sind die roten Ziffern des UZW sogar wasserlöslich. Bei der späteren MH war das etwas verbessert, aber Terpentin und vor allem Spiritus sollte man bei einer Reinigung von Brunsviga-Blechen tunlichst im Schrank lassen.
Wie bei früheren Maschinen ist der Schlittenkorpus noch aus massivem Messing. Wer restauriert, genießt derartigen Fertigungsaufwand besonders. Hut ab vor der bis ins Detail durchdachten Konstruktion! Gerade bei der Miniaturisierung der Technik erkennt man überall das Ringen mit den Grenzen des technisch Machbaren.


Auf dem Bild ist oben ein Sprossenrad normaler Größe (Durchm. 6 cm, Triumphator) zu sehen, unten eins der Brunsviga M. Die Abb. ist maßstabsgetreu. Man erkennt, wie sehr der nur um 1,2 cm geringere Durchmesser den Abstand der Sprossen verringert. Das erzwingt auch einen steileren und damit empfindlicheren Anstellwinkel für die Sprossenverschiebung, den ich mit den weissen Strichen verdeutlicht habe.
Die damalige Handfertigung, vor allem bei einem so frühen Modell der "M", erbrachte nicht jene industrielle Passgenauigkeit, wie sie in der Nachkriegszeit möglich war - das ist beim Vergleich der beiden Teile gut erkennbar, zwischen denen 40-50 Jahre liegen. Die Monteure hatten beim Zusammenbau Einstellringe und Sprossen bereits von Hand nachgearbeitet. Das fand ich heraus, weil die Einstellung nach Zerlegen und Reinigung der Trommel hakelte. Ich hatte die Sprossen nicht exakt nummeriert und so kamen sie nicht in ihr gewohntes "Bett" zurück. Das verschaffte mir etliche Stunden des Neusortierens und Nachschleifens!

Links intern: Tabelle der frühen Brunsviga-Modelle
Links extern: Zur Geschichte
Literatur: Martin S. 115
Ausführlich bei Reese
Download:

Der Urzustand. Gut zu erkennen, dass das Schlittenblech besser lackiert war als das Trommelblech.


     

Die besondere, gänzlich versteckte Einstellsperre, die auch in der Brunsviga "B" ab etwa Nummer 6000 und in weiteren, späteren Maschinen zu finden ist: Die hohle Trommelwelle dreht auf einer festmontierten Innenwelle, beide sind gelocht. Dadurch kann der Rasterstift, der noch in die Trommelwelle hineinragt (Bild Mitte), außerhalb der Nullstellung der Kurbel nicht weiter hineingedrückt werden und sperrt den Einstellring.
Das hat noch einen weiteren Nebeneffekt. Stellt man eine Ziffer nicht genau ein - also bspw. auf 2,5 - dann liegt der Rasterstift auf einer Spitze und blockiert die Kurbel.

Für mich ist die "M" die kleinste der Brunsvigas, die "10" ist lediglich niedriger, in allen anderen Maßen jedoch größer - schwerer allemal.